Ich sage es Dir jetzt, denn ich halte es nicht mehr aus. Ich sage es Dir jetzt, weil es mich zerreißt. Ich habe es Dir gesagt und mir meine Täuschung ent – täuscht. Meine Träume mir genommen, wo jetzt die Träne rinnt.
Die Gefühle waren hochgekocht in mir, es ging mir gut, rauschend, voll mit diesen merkwürdigen Hormonen vollgepumpt wie es der Süße Brei einst mit den Straßen des kleinen Dörfchens tat.
Und es ging mir gut und es war Teil meines Lebens, welches ich gerade begann neu zu entdecken.
Und ich musste es Dir jetzt auch sagen, weil so merkwürdig schöne Zwischentöne in unser Kommunikation in einem großartigen Missverständnis endeten, demnach es nicht um deinen sondern um meinen mit schönen Phantasien geladenen Abend gehen sollte.
Ich habe es ihr geschrieben, um klar zu machen, dass sie auch ein erotisches Wesen für mich ist.
Dabei ging es mir gar nicht mehr um vordergründige Sexualität, sowas kann man getrost auf später verschieben. Aber Freundschaft zwischen ledigen heterosexuellen Menschen klingt für mich irgendwie merkwürdig, ich denke fast unmöglich. (Bin ich halt altmodisch!)
Ich musste es ihr jetzt schreiben, weil ich von ihr schon einmal so versetzt worden bin, als sie mit einem anderen Mann von einer Party verschwand.
Und ich musste es Ihr auch schreiben, weil ich dieses bisschen mehr bisschen weniger Kontakt einfach nicht wahrhaben wollte, weil ich einfach ständig in ihrer Nähe sein wollte und es mir gut tat.
Ich musste es ihr schreiben, weil ich Dinge gemeinsam machen mag, und dabei kann es sich auch um Geschirr abwaschen handeln.
Ich musste es ihr schreiben, weil ich Kinder mag, das ist sowas wundervolles, so was direktes, so etwas ohne Regeln ohne Gewissensbisse und sie mir so eine gute Mutter zu sein scheint.
Ich musste es schreiben, weil sie so voller Spirit und Tiefe ist, die zu entdecken mir lohnte, und so voller zauberhafter Phantasie.
Ich habe mich von Ihr anstecken lassen, neue Wege zu gehen und ob sie es weiß oder nicht, jede meiner Neuentdeckungen des Lebens der letzten Wochen hat auch mit ihr zu tun.
Ich musste es ihr jetzt schreiben, weil ich abends beim alleine Einschlafen und morgens beim allein aufwachen nur eine Person im Kopf hatte, wo ich doch gemeinsames Einschlafen und gemeinsames Aufwachen so mag.
Und ich musste es ihr schreiben, weil ich erst meinen eigenen Weg wiederfinden musste, weil ich für eine neue Beziehung noch gar nicht lange genug Abstand gewonnen hatte.
Ich habe es ihr jetzt geschrieben und es war vielleicht dumm von mir: Wie soll der eine den anderen kennenlernen, wenn nicht Zeit dazu ist und die Möglichkeit die Tiefe des anderen zu erkennen.
Ja dann war ich halt oberflächlich, Danke die Vorwürfe kann ich auch immer gut gebrauchen. Vielleicht hätte ich mich in Geduld üben sollen? In Internetratgebern steht, man soll seine Gefühle offen zugeben; ach vergesst die Ratgeber im Internet, kannste knicken!
Aber, ich habe es auch ganz direkt geschrieben, weil sie es auch nicht gemerkt hat, was mit mir, … in mir geschah. Und ich gebe ihr keine Schuld an meinen Veränderungen vielmehr danke ich ihr dafür.
Aber es war zuviel, … zuviel Gefühl, was jetzt da war, wie eine Gitarrenseite die immer weiter gespannt wird, um endlich im völligen Misston zu bersten.
Das war sie, die Welle die mich trug mehrere Wochen und ich weiß das es meine Welle war, so wie der berühmte umfallende Reissack oder der berüchtigte Libellenflügelschlag eine Woge heranbrausen lässt, die nicht zu enden scheint und langsam immer höher und höher trägt.
Es ist meine Welle und ich werde sie reiten, es ist meine Welle und ich hätte sie gern mitgenommen und es ist meine Welle und wenn ich mich gut halte, wird sie mich weitertragen, weiter als bisher, weiter als ich je gedacht habe, weiter als der Gedanke tragen kann. Und ich werde sie behalten diese Welle, ich werde sie nicht mehr hergeben, es ist meine Welle und Du hast sie ausgelöst.
Und nun geht das Leben weiter, und nun werde ich mich im Wind halten und meinen Weg gehen. Ich lasse Dich los, um nicht mit meinen Gefühlen ins Schlingern zu kommen, zu stürzen in das tiefe Wellental, … zu brechen …
… an der unerwiderten Liebe. Ich musste es Dir jetzt sagen …
um Dir zu sagen, dass Du es auch warst und dass ich diese Welle behalte.
Danke!
NRZ, 20-November-2015